top of page
Suche
  • Autorenbildmoralapostel

Wir und das Coronavirus

Die Welt wird wegen Covid-19 nicht untergehen, das wissen wir alle. Das Coronavirus können wir besiegen und am besten gemeinsam, solidarisch, einer für alle und alle für einen. Das Problem ist nur, "einer für alle" funktioniert bei uns nicht so richtig, eher leben wir nach dem Motto: Zuerst ich und dann für mich. Nun ist das absolut normal, die Natur hat das so eingerichtet, wenn wir in Bedrängnis geraten, kämpfen wir um unser eigenes Überleben. Ist doch klar, zuerst muss ich mich selbst in Sicherheit bringen, bevor ich meine Freunde vor dem Tode retten kann. So beobachten wir zurzeit auch junge Menschen, die mit Mundschutz im Gesicht und mit übergezogenen Nitril-Handschuhen den Kofferraum ihres E-Klasse Wagens mit Litern an Wasser, Kilogramm an Reis, Teigwaren, Konserven und natürlich Rollen an Klopapier beladen, frei nach dem Sprichwort: "Wenn sich jeder um sich selbst kümmert, ist für alle gesorgt." Zudem gibt es Mitmenschen, die es sich gegenwärtig zur Aufgabe gemacht haben, die Unerschrockenen unter uns zurechtzuweisen, diesen zu sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Dieser Eigennutz führt nun glücklicherweise dazu, dass tatsächlich ein grosser Teil unserer Bevölkerung die Massnahmen des Bundes akzeptiert, unterstützt und dazu beiträgt, dass sich dieser Virus langsamer ausbreitet, als er es sonst tun würde aber schauen wir uns diese konsequente Reaktion doch ein wenig genauer an.

Die Gefahr einer noch grösseren Ausbreitung dieses Virus ist klar erkennbar, ja sogar sichtbar, man muss nur über die Grenze Richtung Süden nach Italien blicken. Wir stehen einem Problem gegenüber, welches im hier und jetzt unsere Existenz sowie unser Leben bedroht und genau diese Nähe wirkt sich auf unser Verhalten respektive auf unsere Bereitschaft aus, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, die wir unter anderen Umständen niemals akzeptiert hätten. Geht es aber um ein Phänomen, welches uns erst in ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten an den Kragen gehen könnte, reduziert sich das Engagement oder bleibt ganz aus. Nehmen wir die von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen verkündetet Gefahr der Klimaerwärmung: Die Erde wird in eher näherer als in fernerer Zukunft vor unserem zu hohen CO2-Austoss kapitulieren und mit ihr die ganze Weltbevölkerung - du, ich, alle und sogar Donald Trump. Jetzt seien wir ehrlich, wer von uns fürchtet sich ernsthaft vor diesem klimatisch bedingten Weltuntergang - ich meine, wer hat so richtige Todesangst? Vielleicht machen wir uns hin und wieder Gedanken, diese Klimaerwärmung könnte in ein paar Jahren tatsächlich den Schnee für den Skiurlaub weg schmelzen, im Vergleich zu den in den Nachrichten gezeigten Bildern aus Bergamo, von mit Militärfahrzeugen abtransportierten Särgen, ist der Gedanke der Schneeschmelze aber zu abstrakt. Ein solches Problem, welches zeitlich, räumlich oder auch kulturell zu weit von uns entfernt ist, erzeugt einen gewissen geistigen Abstand - die sogenannte psychologische Distanz.


Und so mögen wir es niemandem übel nehmen, jeder ist nun mal sich selbst der Nächste. Sobald wir Covid-19 besiegt haben, gemeinsam oder einsam, lassen wir die Maschinen wieder laufen, steigen wieder in unsere Fahrzeuge, fliegen wieder in den Urlaub, kaufen die Läden leer und sind am Ende froh, dass das, was wir auf der Erde zurzeit veranstalten, zumindest unsere Generation nicht mehr einschränken wird.










20 Ansichten0 Kommentare
Post: Blog2_Post
bottom of page